Wir sind dann mal in China...13. Woche

impressum

zurück zur 1. Woche
zurück zur 4. Woche
zurück zur 7. Woche
zurück zur 10. Woche
zurück zur 2. Woche
zurück zur 5. Woche
zurück zur 8. Woche
zurück zur 11. Woche
zurück zur 3. Woche
zurück zur 6. Woche
zurück zur 9. Woche
zurück zur 12. Woche

 

 

 

Mittwoch bis Sonntag: Urlaub in Guilin, Südchina

bild

Diese Woche werden wir eine neue Ecke von China erkunden: Den Süden.

 

Mittwoch, 10.10. - Guilin

Nachdem es uns ja fast nicht gelungen wäre, den Abfahrtspunkt des Airportbusses zu finden, hat Xiaoting freundlicherweise einen Fahrer für uns organisiert, der uns pünktlich um 8 Uhr vor der Haustür in Empfang nimmt und uns zum Flughafen chauffiert. Dort können wir auch problemlos einchecken, um uns sogleich der nächsten ungeklärten Frage zu widmen: Wo und wann fährt welcher Bus uns wieder zurück nach Nanjing? Da wir am Sonntag erst gegen 22:30 Uhr landen, ist die Wahrscheinlichkeit auf irgendeinen Bustransfer eher gering, da werden wir wohl ein Taxi nehmen müssen. Aber im November erwarten wir ja Besuch von lieben Freunden aus Cottbus, spätestens da wird die Frage dann akut. Wir tun also mal so, als wären wir gerade auf dem "Internationalen Flughafen Nanjing" gelandet und gehen den Weg eines jeden Ankömmlings. Mit international bekannten Piktogrammen und in englischer Sprache weisen uns Schilder den Weg Richtung Taxistand und Bushaltestelle. Dummerweise hat sich's dort dann aber mit "international". Alle weiteren Schilder, der Fahrplan, die Streckenführung, der Stadtplan, die Preistafel, alles pur chinesisch. Meine englische Anfrage am Fahrkartenschalter sorgt für reichlich Aufregung, bis aus dem Hintergrund ein junger Mann auftaucht, der meine Frage schon beim dritten Anlauf versteht und mir dann ganz eindeutig "Bus number 1" empfiehlt, während er 2 Finger hebt und draußen auf einen Bus ohne jede Nummer weist, der aber am Haltepunkt 2 steht, soviel also zur Eindeutigkeit von chinesischen Auskünften. Die 2 scheint aber wahrscheinlicher zu sein. Sicherheitshalber wende ich mich mit meinem hoch komplizierten und mit Sicherheit nur sehr seltenen Anliegen zusätzlich noch an die Tourst-Info innerhalb des Flughafens, wo man mir in sehr gutem Englisch zu zweit erklärt, dass für meine Wohngegend Bus Nr. 1 der Richtige wäre. Daraufhin hat Dieter genug und meint, dass man eigentlich generell mit dem Taxi besser dran wäre.

In 2 Flugstunden erreichen wir Guilin im sonnigen Süden. Susan, unsere Reiseleiterin, erwartet uns in der Ankunftshalle des Flughafens. Nach unseren doch ziemlich abenteuerlichen Erfahrungen der letzten Rundreise, haben wir uns diesmal eine organisierte Privattour mit Fahrer und Guide gegönnt. Das laut Vertrag versprochene "Park Inn" ist angeblich ausgebucht und die Alternative, das "Vienna Hotel" kann in der Lobby nirgends mit den offiziellen 4 Sternen aufwarten. Aber insgesamt stimmt die Ausstattung und die Lage direkt an der Hauptflaniermeile Guilins gefällt uns sehr gut.

bild bild


Nach einer kurzen Pause starten wir unser Besichtigungsprogramm mit dem Elephant-Trunk-Hill. Das ist ein Felsen, der so geformt ist, dass man mit etwas wohlwollender Phantasie einen im Fluss trinkenden Elefanten darin erkennen kann. Momentan braucht man dafür noch etwas mehr Vorstellungskraft, da der Wasserpegel im Herbst naturgemäß besonders niedrig ist.

bild bild

Im Seven-Star-Park flanieren wir auch gemütlich herum und entdecken unter anderem den Kamelberg. Und unsere ersten Bananen am Baum sehen wir in diesem Park. Dass die an Bananenbäumen in größeren Dolden wachsen, wussten wir ja, aber dass da dann auch noch eine große Blüte mit dran hängt, ist uns echt neu.

bild bild bild bild

Den Abend verbringen wir in Eigenregie auf der Flaniermeile und finden in einer Nebenstraße auch ein nettes chinesisches Restaurant, wo wir preiswert und problemlos aus einer bebilderten Speisekarte ein gutes Abendessen bestellen können.

 

Donnerstag, 11.10. - Yangshuo

Das Hotelfrühstück ist äußerst gewöhnungsbedürftig, es darf sich wirklich NUR auf dem Papier "western style breakfast" nennen: abgestandener Kaffee, Dosenmilch, Saft ist aus, vertrockneter statt getoasteter Toast, Butter aus dem Topf der letzten 3 Wochen, Marmelade ebenfalls aus der großen Schüssel mit allerlei Beimischungen drin, kalte Spiegeleier… Aber zum Glück findet unsereins ja inzwischen auch die chinesischen Frühstücksangebote ganz lecker: Nudeln mit Gemüse, Hefeklöße mit Überraschungsfüllung und viel Obst. Die Reis- und Sojamilchsüppchen machen uns aber immer noch nicht an.

bild

Pünktlich um 9:00 Uhr erwarten uns Susan und der Driver in der Lobby. Für die 50 km nach Yangshuo brauchen wir gut 2 Stunden im Auto. Nur selten erreichen wir mal 60 km/h. Uns stört das überhaupt nicht, wir schauen uns gerne die Landschaft und auch die kleineren Ortschaften an, die wir durchfahren. In Yangshuo wechseln wir den fahrbaren Untersatz und setzen unsere Erkundungstour auf dem Fahrrad fort. Die Stadt ist eingebettet zwischen dem Li-River und ganz vielen dieser kegelförmigen Karstberge. Wir verlassen die Stadt in südlicher Richtung und erreichen nach gut 40 Minuten fast ebener Strecke den Moon Hill. Er trägt seinen Namen wegen des sichelförmigen Durchbruchs mittendrin.

bild bild

Auf dem Rückweg besuchen wir noch den Big Banyan Tree. Das ist eine ganz eigenartige Spezies, der wächst irgendwie verkehrtherum. Er landet als Samen auf irgendeinem Baum, dort wächst er als Parasit, schlägt Wurzeln von oben nach unten entlang des Wirts-Baumstamms. Mit der Zeit tötet er seinen Wirt und macht seine eigenen Luftwurzeln zum neuen Baumstamm. Wann immer ihm seine eigenen Äste zu schwer werden, treibt er dort neue Wurzeln Richtung Boden, so dass mit den Jahrhunderten ein Wald mit vielen Stämmen aus einem einzigen Baum hervorgeht. Das Exemplar bei Yangshou ist immerhin schon 1400 Jahre alt.

bild bild

Anschließend fahren wir mit dem Auto einige Kilometer weit den Li-Fluss hinauf, um von dort aus die schönsten Ecken per Bambus-Boot zu erkunden. Wir bekommen auch einige Original-Bambusboote zu Gesicht, aber die Touristenschipper sind nicht aus Bambusstämmen sondern aus entsprechend geformten Plastikrohren gemacht. Obwohl der einfache Außenbordmotor ordentlich Lärm macht, genießen wir die 2stündige Fahrt sehr. Es sind keine großartigen, einzelnen Höhepunkte, die uns erfreuen, sondern insgesamt diese fremde Landschaft mit Kegelbergen und Bambuswäldern. Das Wetter ist leider etwas diesig, was hier in der Gegend aber fast immer der Fall ist, dementsprechend "neblig" sind meine Fotos.

bild bild bild

An einer Uferböschung haben sich ein paar fliegende Händler auf Touristen eingerichtet und unser Bootsmann bietet uns einen kleinen Landgang an. Rechter Hand lauern die üblichen Tinnef-Souvenirs, links ein Bambuswald. Also gehen wir nach links und als man uns am Waldesrand 1,- Yuan Eintritt abverlangt, rechnen wir Dummköpfe mit einer sensationellen Attraktion oder einem besonders raffinierten Aussichtspunkt. Was uns aber erwartet, ist ein Klo der ganz besonders chinesischen Art: 4 Folienverschläge, immerhin mit Türen, dahinter die üblichen Keramiklöcher im Boden und als Wasserspülung ein Eimer mit Schöpfkelle. Ja, das ist Fortschritt in China, vor ein paar Jahren hätte man an dieser Stelle noch einen Spaten in die Hand bekommen…

bild

bild


Nach unserer Rückkehr in die Stadt bummeln wir ohne Begleitung auf der Haupt-Touristenmeile entlang, wo wir seit Peking erstmals größeren Mengen westlicher Mitmenschen begegnen. Dementsprechend ist man hier auch in den Restaurants eingerichtet und wir lassen uns eine ziemlich originalgetreue italienische Pizza schmecken.

Am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit um 19:00 Uhr, besuchen wir die "Yin Xiang Liu San Jie Show". Das ist ein Schauspiel, das auf dem Wasser aufgeführt wird. Thema ist eine in China wohl sehr bekannte Liebesgeschichte, wahrscheinlich so was wie Romeo und Julia. Die dramatische Handlung war für uns auch gänzlich unwichtig, aber die Inszenierung war der Hammer. Choreograf und künstlerischer Direktor ist der Chinese, der auch die Eröffnung der olympischen Spiele in Peking gestaltet hat. Der Mann versteht es, GROSS zu denken. Kulisse der Handlung sind bei völliger Dunkelheit die angestrahlten Kegelberge rund um die Bucht des Li-Rivers, zum Teil 5 km entfernt von der Bühne. Über 600 Mitwirkende singen und tanzen auf variablen Bühnen quasi auf dem Wasser. Entweder sie beleuchten sich selbst mit Fackeln oder LED-bestückter Kleidung oder sie werden kunstvoll von Scheinwerfern angestrahlt. Die Musik ist zum größten Teil regional und volkstümlichen Ursprungs, aber für moderne bzw. westliche Ohren rhythmisch aufgefrischt. Es singen Solisten und Chöre, Männer und Frauen im Wechsel, jeder davon rund 100 Stimmen stark, auch mindestens 50 Kinder sind auf den Bühnen zugange. Der typische Gesang der Region hat was von unserem Jodeln, zumindest, was den ursprünglichen Sinn und Zweck, die Verständigung in den Bergen, angeht. Durch das Weiterreichen der gleichen Stimmlage zwischen vielen Sängern entstehen endlos lange Töne, wo einem als Gast quasi schon vom Zuhören die Luft wegbleibt, weil man gar nicht bemerkt, dass irgendeiner immer zwischendurch aussetzt und atmet. Die Frauenstimmen sind -wie bei unseren höchsten Sopranstimmen- eher anstrengend, aber die sonoren Männerstimmen sind der pure Genuss. Zum dramatischen Finale tanzen mindestens 400! (wir haben überschlagsmäßig nachgezählt) Tänzer(innen) auf schwimmenden Stegen, die im Zickzack die ganze Bucht durchqueren in einer langen Schlange. Sie tragen LED-Kleider und der Tanz wird durch verschiedene Lichteffekte noch effektvoll unterstützt. Absolut beeindruckend und wirklich schön! Nach rund 70 Minuten ist die Vorstellung vorbei, 2000 zahlende Gäste machen sich auf den Weg, während die Akteure sich auf die 2. Vorstellung vorbereiten und auch schon die neuen Besucherhorden hereindrängen. Und das 6 Tage die Woche von April bis Oktober… Meine Einfachkamera ist mit Nachtaufnahmen gänzlich überfordert, daher habe ich Anleihen im Internet gemacht.

bild bild bild

Uns steht die 2 stündige Rückfahrt nach Guilin bevor, die wir quasi in einem endlosen Konvoi von Taxen und Bussen, die wahrscheinlich alle bei der Show waren, zurücklegen. Alles, was Du in China tust, machst Du nicht individuell sondern inmitten riesiger Massen.

 

gaestebuch