Und diesmal ist es Singapur...



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Eigentlich wollte ich ja über dieses hochindustrialisierte, moderne Land gar keinen Bericht schreiben. "Das kann doch gar nicht so spannend sein..." war mein Gedanke und schließlich will ich euch, liebe Leser, ja nicht langweilen. Aber nun sind wir seit einer knappen Woche hier und es juckt mich doch in den Fingern, meine Eindrücke mit euch zu teilen.

Es macht wenig Sinn, dass ich euch tageweise mitnehme, so viel passiert hier einfach nicht. Daher teile ich meine Eindrücke nach Themen ein und kennzeichne die neuen Einträge durch die grüne Schriftfarbe.

 

Ankunft

Das Einreisen nach Singapur ist vergleichsweise einfach, für Aufenthalte bis zu 90 Tagen brauchen wir als Deutsche kein Visum, lediglich einen Stempel, den man bei der Passkontrolle am hiesigen Flughafen bekommt. Direkt am Flughafen gewinnt man auch den ersten, sich als ausgesprochen richtig erweisenden, Eindruck von diesem kleinen Land: Sauber, freundlich und grün! Changi Airport gilt als schönster Flughafen der Welt und sogar nach 20 Stunden Anreise fällt einem die großzügige, von Grünanlagen durchbrochene, übersichtliche Anlage dieses asiatischen Drehkreuzes positiv auf. Aber naturgemäß interessiert uns bei der Ankunft trotzdem nur eines: Her mit den Koffern und raus hier! Noch kurz etwas Bargeld aus dem Bankomat gezogen und ab in die Taxi-Warteschlange. Als Nicht-England-Spezialist kann ich kaum beurteilen, wieviel englischer Einfluss hier noch herrscht, aber das für die Insulaner so bekannte Schlangestehen ist auf jeden Fall allgegenwärtig. Mit zuvorkommender Freundlichkeit verteilen zwei indisch anmutende junge Damen die Reisenden auf zahlreich wartende Taxen, je nachdem wohin man möchte, wieviel Platz für Fahrgäste und Gepäck benötigt wird. Dem Taxifahrer ist unser angestrebtes Ziel nicht gleich ein Begriff, ist ja auch kein Hotel. Aber dank Navi findet er schnell heraus, dass wir nach jenseits von Downtown wollen. Dichter Verkehr erwartet uns, kein Wunder, es ist Donnerstag, 18 Uhr, Rushhour! Um euch einen Überblick zu geben: Hier die Land- und Stadtkarte von Singapur. Der Flughafen ist außen rechts, blau eingekreist das eigentliche Stadtzentrum, im roten Kreis die Uni und bei der Stecknadel "Alexis", unsere Wohnanlage:

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Wir fahren ja selten Taxi, aber in deutschen Taxen haben wir immer nur mitgehört, wie sehr schlecht verständliche Funksprüche irgendwelche Touren durchgeben. Hier dagegen erklingt im reinsten Radiosound eine laufende Aktualisierung der Straßenmeldungen: "Highway X in Höhe Ausfahrt M Unfall auf der linken Spur, Verzögerung etwa 6 Minuten, Umfahrung sinnlos, da Straße A wegen Ampelausfall auch dicht ist..." - "Stau auf Highway Z hat sich schon aufgelöst, in Kürze wieder fließender Verkehr zu erwarten"... Wesentlich informativer als unsere heimischen Verkehrsnachrichten alle halbe Stunde und eigentlich immer veraltet. Nach ca. 40 Minuten erreichen wir dann endlich unser "Zuhause auf Zeit". Dank google maps und streetview hatte ich mir ja schon im Vorfeld ein Bild davon gemacht und es gibt keine bösen Überraschungen. Alles passt. Wer mag, kann sich hier gerne mal Haus und Wohnung anschauen. Für private Fotos der Wohnung hätte ich ja erst aufräumen müssen - nee, so ist das viel bequemer für mich...

Alexis
Wohnung

Mit 34 qm ist die Wohnung insgesamt etwa so groß wie unser Wohnzimmer zuhause, aber das reicht für uns zwei. Im Wohnmobil nehmen wir liebend gern viel weniger Raum in Beschlag. Die Einrichtung und Ausstattung ist modern, sauber, zweckmäßig und umfassend. IKEA lässt grüßen!

 

Erste Eindrücke

Noch am ersten Abend machen wir uns auf den Weg zum Einkaufen, schließlich will das Frühstück abgesichert sein. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, wie wunderbar einfach uns das Internet, insbesondere google-maps, das Leben macht: Wo ist welcher Supermarkt, wie lange braucht man zu Fuß, wo geht's lang? All das konnte ich schon von zuhause aus in Erfahrung bringen, so dass wir zielgerichtet losstiefeln und auch den kleinen Snack bei IKEA bereits einplanen. Das erste, leicht böse Erwachen, beschleicht uns im Supermarkt: Die Preise sind schlicht exorbitant. Viele von euch wissen, dass ich die deutschen Dumpingpreise der Discounter verurteile und gerne die etwas teureren Waren beim Fleischer oder Gemüsehändler kaufe. Aber hier stockt mir bei diesen Preisen dann doch der Atem:

1 kg Äpfel für 6,- €
1 Chinakohl 4,- €
1 Glas Marmelade 5,- €
200 g Scheiblettenkäse 3,- €
400 g geriebener Käse 5,30 €
1 Becher Joghurt 1,40 €
das billigste Haarshampoo 5,20 €

Da vergeht einem schon etwas der Einkaufsspaß. Aber wenn man sich vergegenwärtigt, dass hier ja wirklich ALLES eingeführt werden muss, versteht man es zumindest, ohne es zu mögen. Einen kleinen Lichtblick verschafft uns dann aber IKEA: Die weltweit angebotenen HotDogs kosten auch hier nur etwa1,50 € incl. Getränk. Leider gibt es aber nur Senf und Ketchup dazu, keine Zwiebeln und Gürkchen. Nichts desto trotz kommt uns dieser kleine Snack sehr gelegen mitten in unserem Jetlag, nachdem wir im Flieger den heutigen Tag komplett verschlafen sollten und gegen 16 Uhr hiesiger Zeit ein Frühstück serviert bekamen. Zurück im Apartment, erstmal auspacken und einrichten. Im Fernsehen gibt es sogar einen deutschen Sender, die "Deutsche Welle". Beim ersten Reinschauen eine ganz nette Auswahl aus den öffentlich-rechtlichen Programmen: Reportagen, Talkshows, Nachrichten. Spätestens am zweiten Tag dann aber die Erkenntnis, dass alle Sendungen mehrfach wiederholt werden. Nun gut, es gibt ja noch so einige asiatische und australische Sender, die in Englisch senden. Das passt schon. In unserer klitzekleinen Wohnung haben wir 2 Klimaanlagen und die sind bitter nötig. Die Außentemperaturen liegen tagsüber bei 30° bis 32°, nachts kühlt es tatsächlich bis auf 25° ab, dazu eine immense Luftfeuchtigkeit. Dank Aircondition bekommen wir in der Wohnung angenehme 25° und trockenere Luft hin. Um den typischen Klimaanlagen-Schnupfen zu vermeiden, läuft tagsüber nur die Anlage im Schlafzimmer, nachts die im Wohnzimmer, bei stets geöffneter Tür dazwischen. Von der Geräuschkulisse her, könnte man annehmen, unsere Fenster seien sperrangelweit geöffnet, tatsächlich aber ist es mal wieder nur eine billige Einfachverglasung in 0,0 isolierenden Metallrahmen. Die Temperaturen erlauben diese Einfachbauweise zwar, aber wegen der 4-spurigen Straße vor dem Haus wäre eine gewisse Isolation jedoch durchaus wünschenswert. Einigermaßen ruhig ist es nur zwischen 2 und 5 Uhr nachts, aber was soll's.

 

Freitag, 17.2., Dieters erster Arbeitstag

Ab in die Uni! Schließlich ist -zumindest Dieter- ja nicht zum Vergnügen hier. Da ich mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln via Internet schon ganz gut vertraut gemacht habe, begleite ich Dieter zur Nanyang Technological University. Die MRT-Station Queenstown ist ca. 10 Minuten Fußweg vom Apartment entfernt, das kriegen wir locker hin - ooops, wäre da nicht schon morgens diese schwüle Hitze, WOW! Ganz easy erstehen wir am Fahrkartenschalter 2 "EZ-Link-Karten", die in ganz Singapur für sämtliche öffentliche Transportmittel gelten. Man bucht per Kreditkarte größere Beträge auf die Karte drauf und kann diese dann per Magnetkontakt nach und nach verfahren, genau das gleiche System wie in China, feine Sache. Die S-Bahn heißt hier "MRT" = Mass Rapid Transport. Es gibt 5 Linien, die das Stadtgebiet gut erschließen und die Züge fahren alle paar Minuten. Zur Uni nehmen wir die East-West-Line und fahren in 45 Minuten fast bis zur Endhaltestelle. Dort steigen wir in den Bus um, nochmal 10 Minuten Fahrt, klappt prima. Zum passenden Gebäude fragen wir uns durch und dürfen erneut die wirklich zuvorkommende Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Leute hier kennenlernen. Und tatsächlich gelangen wir zum Lehrstuhl von Professor Ong, wo seine Sekretärin uns in Empfang nimmt.

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Dieter bekommt sein eigenes Büro mit Telefon, Internetzugang, Computer, Drucker und KLIMAANLAGE! Man erteilt ihm eine Ausnahmegenehmigung zum Arbeiten, damit verlässt er den Touristenstatus und darf sich offiziell in der Uni betätigen. Na dann viel Spaß - ich mach dann mal Urlaub solange...

Man erzählt uns, dass die NTU sich anstrengt irgendeinen Reward als "schönster Uni-Campus der Welt" zu gewinnen. Sie sind auf einem guten Weg. Alles ist picobello sauber, beschattete Sitzgelegenheiten zuhauf draußen, freundliche, grüne Anlage. Über die praktische Ausstattung der Hörsäle und Forschungseinheiten können wir natürlich noch nichts sagen. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass es neben dem öffentlichen Bus auch ein kostenloses Uni-Shuttle zur MRT-Haltestelle gibt, klasse Service!

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Erstes Wochenende

Der Jetlag legt sich so langsam, wir schaffen es tagsüber wach und munter und dafür abends müde zu sein. Gute Voraussetzung für weitere Erkundungen.
Strahlender Sonnenschein ist hier eher die Ausnahme, der Himmel ist meistens bedeckt, aber die Temperaturen sind zuverlässig hoch, glücklicherweise kommen die heißeren Monate erst noch, momentan geht's bei 29° bis 32° ganz gut. Angeblich regnet es hierzulande auch sehr häufig, wir haben bisher Glück. Aber die Stadt sorgt rührend für ihre Bürger: Zum Schutz vor Sonne und Regen sind viele Gehwege kilometerweit überdacht.

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In der ganzen Stadt gibt es ausgesprochen viel Grün. Alle Straßenränder und Mittelstreifen sind schön bepflanzt, auch Fußgängerbrücken tragen oft Blumenschmuck, sogar in den Wolkenkratzern gibt es begrünte Stockwerke oder begrünte Balkone, die nur für die Pflanzen da sind.

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Die Bevölkerung (knapp 6 Mio) Singapurs setzt sich hauptsächlich aus 3 Ethnien zusammen: 75% Chinesen, 15% Malaien und 10% Inder. Es gibt 4 Amtssprachen:

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Singapur ist ja bekannt für seine strengen Gesetze, die mit drastischen Strafen auch durchgesetzt werden. Vielleicht liegt es daran, dass die Stadt durch und durch sauber erscheint ohne dass man -wie in China- überall Heerscharen von Reinigungspersonal sieht. Kaugummis sind streng verboten, Abfall fallen zu lassen oder auf den Boden zu spucken wird mit Prügelstrafe geahndet. Essen und Trinken ist in den öffentlichen Verkehrsmitteln verboten, das Rauchen sowieso. Lustigerweise sind auch Durianfrüchte (Stinkfrucht) in der MRT nicht erlaubt, aber sie werden verkauft und auch gegessen.

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Unser Reiseführer weiß über diese eigenartige Frucht zu berichten: "Sie sieht mit ihren Stacheln ein bisschen wie eine missgestaltete, überdimensionale Handgranate aus. Der Geschmack des cremig-gelben Fruchtfleisches ist extrem, entweder man hasst oder man liebt das kleine Ungetüm. Sie schmeckt wie Nougat mit verfaulter Eiercreme oder wie Pudding mit Zwiebelgeschmack oder wie verrotteter Käse mit Fruchtaroma, da gehen die Meinungen auseinander. Unumstritten ist ihr penetranter Geruch, in etwa wie ausströmendes Gas, und das auf weite Distanzen." Und haltbar ist der Gestank noch obendrein. Wer entgegen aller Verbote eine Durian mit ins Hotelzimmer nimmt, muss i.A. für eine weitere Woche die Miete bezahlen. Nun ja, jedem das Seine, aber ich kann auf diese Frucht verzichten...

 

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